Co-Abhängig?
Sind Sie co-abhängig?
Fragebogen für Angehörige und Kollegen
Co-Abhängige werden durch das Zusammenleben mit Alkoholkranken z. B. in der Familie, im Beruf oder in der Freizeit auf Dauer so stark geschwächt, dass sie Hilfe brauchen. Dies einzusehen, fällt ihnen oft nicht leicht, denn Co-Abhängige haben in vieler Hinsicht enorme Stärken:
- sie können viel Verantwortung tragen;
- sie können über lange Zeit Aufgaben erfüllen, die eigentlich anderen zukämen;
- sie können ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen.
Aber gerade diese Stärken können im Umgang mit einem Abhängigen schädigende Auswirkungen auf den Co-Abhängigen haben. Warum?
Ein Co-Abhängiger trinkt normalerweise nicht mit dem Alkoholabhängigen. Und dennoch sind Co-Abhängige oft Verbündete des Abhängigen, ohne dass ihnen dies bewusst ist, indem sie u. a.
- Verantwortung für den Alkoholabhängigen übernehmen,
- ihm Aufgaben abnehmen,
- sein Verhalten entschuldigen oder decken,
- ihre eigenen Gefühle unterdrücken, sie vor sich selbst nicht wahrhaben wollen und sie vor dem Abhängigen und anderen nicht zeigen oder zugeben,
- die Tatsachen über die Suchtentwicklung und die Konsequenzen daraus leugnen oder verniedlichen.
Co-Abhängige werden in ihrem Wohlbefinden sehr stark vom Verhalten des Abhängigen bestimmt - und sind dadurch unfrei, eben co-abhängig. Sie haben ihren eigenen gesunden, unabhängigen Standpunkt verloren und brauchen nun Hilfe.
Die folgenden Fragen können Ihnen helfen herauszufinden, inwieweit Sie als Angehöriger oder Kollege eines Alkoholkranken co-abhängig sind:
1. Sie ahnen, dass Ihr Angehöriger/ Ihre Angehörige oder Ihr Kollege/Ihre Kollegin "anders" trinkt. Haben Sie ihn/sie schon des öfteren darauf ohne Erfolg angesprochen?
Ja / Nein
2. Sie möchten, dass Ihr Angehöriger/ Kollege weniger trinkt, und deshalb z. B. zu Hause bleibt und nicht in die Gastwirtschaft geht. Haben Sie schon mit ihm getrunken, damit er nicht zuviel trinkt?
Ja / Nein
3. Übernehmen Sie zunehmend Aufgaben und Verantwortung in Bereichen, für die eigentlich Ihr Angehöriger/Kollege zuständig ist?
Ja / Nein
4. Werden Sie von Verwandten/Nachbarn/Kollegen oder anderen für Ihren Einsatz und Ihr "Opfer" gelobt?
Ja / Nein
5. Fühlen Sie sich zum Lügen und zum Decken von Unregelmäßigkeiten genötigt, weil Sie Ihren Angehörigen/ Kollegen nicht fallen lassen wollen?
Ja / Nein
6. Fühlen Sie sich gut und stark, wenn sich der Abhängige schwach fühlt und Sie braucht?
Ja / Nein
7. Zweifeln Sie manchmal an Ihrer eigenen Beobachtungsgabe und Wahrnehmung, wenn es um die Beurteilung Ihres Angehörigen/ Kollegen geht?
Ja / Nein
8. Sind Sie mit Ihren Gefühlen stark von der Situation des Angehörigen/ Kollegen abhängig?
Ja / Nein
9. Manchmal haben Sie die Hoffnung, dass alles wieder wird wie früher. Dann verstärken Sie Ihre Hilfe ‑ und sind bei einem Rückfall völlig niedergeschlagen und verzweifelt.
Ja / Nein
10. Die ständige Belastung greift Ihre Gesundheit an. Leiden Sie unter körperlichen und psychischen Beschwerden?
Ja / Nein
11. Greifen Sie selbst zu Alkohol bzw. Medikamenten (Schlaf- und Beruhigungsmittel usw.), um den Stress aushalten zu können?
Ja / Nein
12. a) Haben Sie Ihrem Angehörigen schon einmal mit Trennung bzw. Scheidung gedroht, weil er so viel trinkt? Ja / Nein
b) Haben Sie Ihrem Kollegen schon einmal mit einem Gespräch beim Chef bzw. mit Abmahnung gedroht, weil er so viel trinkt?
Ja / Nein
13. Kreisen manchmal Todeswünsche in Ihrem Kopf (z. B. "Wenn er doch nur einmal gegen einen Baum fahren würde!")
Ja / Nein
14. Fühlen Sie sich angesichts des Abhängigen und Ihrer Lage ohnmächtig und möchten am liebsten aufgeben?
Ja / Nein
15. Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Angehöriger/ Kollege völlig abrutschen könnte, wenn Sie sich nicht mehr um ihn kümmern würden?
Ja / Nein
16. Ziehen Sie sich zunehmend zurück aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis und vom gesellschaftlichen Leben?
Ja / Nein
17. Teilen Sie Ihrem Angehörigen/Kollegen die Alkoholrationen ein bzw. kontrollieren Sie sein Trinken?
Ja / Nein
18. Haben Sie dem Abhängigen schon des öfteren gedroht, aber diese Drohungen dann doch nicht wahrgemacht oder vergessen?
Ja / Nein
19. Haben Sie manchmal Angst vor Aggressionen, Gewaltanwendung Ihres Angehörigen/Kollegen?
Ja / Nein
20. Fühlen Sie sich für das Trinken Ihres Angehörigen/ Kollegen irgendwie verantwortlich, ja vielleicht "schuldig"?
Ja / Nein
21. Wissen Sie zeitweise nicht, wie Sie, bedingt durch das Verhalten des Alkoholabhängigen,
a) finanziell über die Runden kommen sollen?
Ja / Nein
b) mit der Mehrarbeit und Mehrbelastung zurechtkommen sollen?
Ja / Nein
22. a) Sind Ihnen im Zusammenleben mit dem Abhängigen wesentliche Bereiche einer gesunden Beziehung, z. B. Vertrauensbasis, Austausch von Zärtlichkeiten usw., verlorengegangen?
Ja / Nein
b) Sind Ihnen in der Zusammenarbeit mit dem Abhängigen wesentliche Bereiche eines guten Betriebsklimas, z. B. Verlässlichkeit, Kollegialität, Ehrlichkeit, verlorengegangen?
Ja / Nein
Testergebnis
Wie viele Fragen haben Sie mit "Ja" beantwortet? ..... Fragen
Aus dem Ergebnis können Sie Ihre Situation erkennen:
Wenn Sie drei Fragen mit "Ja" angekreuzt haben, besteht die Möglichkeit, dass Sie co-abhängig sind.
Wenn Sie fünf und mehr Fragen mit "Ja" angekreuzt haben, sind Sie stark betroffen und co-abhängig. Auch wenn es Ihnen nicht sofort einsichtig ist - Sie brauchen Hilfe von außen, damit Sie aus Ihrer Co-Abhängigkeit herauskommen. Darum: Brechen Sie Ihr Schweigen und wenden Sie sich an sachkundige Menschen, denen Sie vertrauen können.
Hilfen, persönliche Kontakte und Informationen erhalten Sie in den Gesprächsgruppen des Blauen Kreuzes.
Peter Glöckl