Als mich der Alkohol besiegt hatte!
Jede Suchtgeschichte entsteht anders und verläuft auch anders, bei den meisten Suchtkranken sind familiäre oder berufliche Probleme der Auslöser oder die Rechtfertigung für den Alkoholmissbrauch. Bei mir war das anders, zumindest am Anfang.
Beruflich ging es aufwärts, ein sicherer und gut bezahlter Job. Wir bewohnten unsere Eigentumswohnung und in meiner noch so jungen Ehe kündigte sich der gewollte Nachwuchs an.
Ich hielt mich für den größten, also musste ich mich für den Erfolg belohnen und habe mir dann jeden Abend ein paar Bier getrunken. Der erste Weg nach der Arbeit war zum Getränkemarkt um das Bier im Keller zu bunkern damit immer etwas greifbar war. Die Jahre vergingen.
Dann fingen die Probleme an, aus dem Missbrauch wurde Sucht, mein Körper verlangte den Alkohol immer öfter und auch immer mehr. Mit meiner Frau gab es deswegen oft Streit und auch das zweite Kind hat die Situation nicht verbessert, ganz im Gegenteil, ich fing an heimlich zu trinken. Immer neue Verstecke für den Alkohol musste ich mir einfallen lassen und meine Leistung bei der Arbeit hat auch spürbar nachgelassen.
Bei einem Stadtfest hat meine Frau am Stand des Blauen Kreuzes einen Flyer mitgenommen und ich habe den ersten Kontakt hergestellt. Es folgten Gespräche in der Beratungsstelle und auch die Begegnungsgruppe habe ich besucht aber meistens nur um von zu Hause und der Kontrolle durch meine Frau zu entfliehen, meine Gedanken drehten sich nur noch um Alkohol.
Mein Hausarzt hat mich gewarnt: „Wenn sie so weiter trinken, dann gebe ich Ihnen noch vier bis fünf Jahre“. Ich wurde nachdenklich und hab mich nach der ersten Entgiftung in eine Fachklinik begeben um eine stationäre Motivierung zu absolvieren. Es folgte eine Trockenphase über mehrere Monate, dann ein Rückfall, der alles noch schlimmer machte.
Doch im November 2008 war es soweit, nach einer erneuten Entgiftung folgte eine ambulante Therapie beim Blauen Kreuz in Hagen. Ein Jahr lang Gruppentherapie und intensive Einzelgespräche und Donnerstag die Begegnungsgruppe. Bei einem Familiengespräch mit meiner Therapeutin wurde mir erst richtig bewusst was ich meiner Familie angetan habe. Meine Kinder haben unter meiner Sucht sehr gelitten und alles viel intensiver erlebt, als ich es je für möglich gehalten habe.
Die Begegnungsgruppe des Blauen Kreuzes ist seitdem ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden. Ich habe durch die Gruppe auch meine Beziehung zu Gott geändert, ich weiß jetzt, ich kann jeder Zeit zu Ihm sprechen und offen sagen was mich bewegt und ich bin Gott dafür dankbar, dass er mich gerettet hat und auf dem richtigen Weg geführt hat. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und meinem Leben einen neuen Sinn gegeben.
Der Alkohol hat mich besiegt und ich kann nie wieder etwas trinken und ich muss stets wachsam sein, ich lebe aber frei und besser als je zuvor und mit Gottes Hilfe wird es auch so bleiben!