Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, und Helge Lindh, Bundestagsabgeordneter für Wuppertal besuchten die Bundeszentrale des Blauen Kreuzes Deutschland
Wuppertal, 12. April 2022. Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, war gemeinsam mit Helge Lindh, Bundestagsabgeordneter für Wuppertal, am 11. April 2022 zu Gast in der Bundeszentrale des Blauen Kreuzes Deutschland in Wuppertal. Das Blaue Kreuz nahm die Gelegenheit wahr, um mit Burkhard Blienert und Helge Lindh zu wichtigen Fragen in der Sucht- und Drogenpolitik, z. B. der Entkriminalisierung von Cannabis, ins Gespräch zu kommen. Außerdem kamen wichtige Vorhaben in der Suchthilfe und in der Suchtprävention zur Sprache. Jürgen Naundorff, Mitglied der Geschäftsleitung, berichtete aus der Arbeit des Blauen Kreuzes, unter anderem vom europaweit erfolgreichen Projekt Dry January, das 2023 durch das Blaue Kreuz nach Deutschland kommen soll. Dry January motiviert, zu Beginn eines neuen Jahres einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten, eine deutliche Verbesserung des gesundheitlichen Zustands zu spüren und seinen Alkoholkonsum zu reflektieren.
Benjamin Becker, Leiter von blu:prevent, stellte die innovative Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes vor und machte deutlich, wie wichtig es sei, Kinder und Jugendliche auf Augenhöhe und in ihrer Lebenswelt zu erreichen. In digitalen Angeboten sehe er eine große Chance, junge Menschen zu erreichen und deren Konsumkompetenzen zu erhöhen. Mit der blu:app (158.386 Downloads) erreicht blu:prevent 1,2 Mio. junge Menschen pro Jahr.
Burkhard Blienert unterstrich, wie wichtig ihm der Kontakt zu den Akteuren in der Sucht- und Selbsthilfe sowie Suchtprävention sei. Er suche den Dialog, u. a. mit dem Blauen Kreuz Deutschland, und komme, um zu lernen. Er sei froh, einen Koalitionsvertrag zu haben, in dem Sucht- und Drogenpolitik vorkomme. Die erweiterte Bezeichnung Sucht- und Drogenbeauftragter verdeutliche, dass es ihm nicht zuerst um Verbot oder Erlaubnis von bestimmten Drogen gehe, sondern darum, Sucht in seinen vielfältigen Formen wirksam entgegenzuwirken. Gerade in der Suchtprävention sehe er eine große Chance, gemeinsam viel zu erreichen. Von der Arbeit von blu:prevent zeigte er sich beeindruckt.
Jugendschutz hat oberste Priorität
Ins Gespräch kam das Blaue Kreuz Deutschland auch zur geplanten kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften. Es erkenne den „Paradigmenwechsel“ in der Politik an und wolle gemeinsam mit der Regierung Wege gehen, erklärte Hüseyin Kum, Chefarzt und Leiter der vom Blauen Kreuz betriebenen Fachklinik Curt-von-Knobelsdorff-Haus in Radevormwald, und stellte fünf Kernpunkte aus einem Positionspapier des Blauen Kreuzes zur geplanten Cannabislegalisierung vor. Bei einer staatlich regulierten Cannabisabgabe hält das Blaue Kreuz Deutschland strukturelle Maßnahmen für unerlässlich, um gesundheitlichen und sozialen Schäden vorzubeugen. Jugendschutz und Prävention, sowohl über Medien als auch durch persönliche Beratung, müssen oberste Priorität haben, denn gerade für Jugendliche und junge Erwachsene bestehen besondere Risiken durch den Cannabiskonsum, weil die Hirnreifung erst mit dem 25. Lebensjahr abgeschlossen ist und bis dahin eine besondere Vulnerabilität durch potentiell suchterzeugende Substanzen besteht. Für die Abgabe von Cannabis müssen zudem die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden und es müsse an gute Beratungsangebote geknüpft sein. Wissenschaftliche Begleitstudien seien unerlässlich. Das Blaue Kreuz Deutschland sieht in digitalen Angeboten eine große Chance, junge Menschen wirksam verhaltenspräventiv zu begleiten. Alle Positionen des Blauen Kreuzes sind hier nachzulesen.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte Blienert bezeichnete die geplante Legalisierung als „Mammutaufgabe“. Veränderungen erzeugen Ängste, doch man müsse Veränderungen in der Gesellschaft mitgehen. Auch machte er deutlich, dass das bisherige Verbot keine präventive Wirkung gezeigt hätte. Es sei ein schwieriger Weg, der beschritten werden müsse. Prävention und Jugendschutz kämen dabei an erster Stelle. Am Ende des regen Gesprächs wurden Möglichkeiten weiterer Zusammenarbeit erörtert.