Die Kooperation der fünf Verbände
Die fünf Selbsthilfe- und Abstinenzverbände der freien Wohlfahrtspflege - allesamt Mitgliedsorganisationen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Hamm - bieten zum Teil seit mehr als 100 Jahren mit ihren Selbsthilfegruppen eine unbürokratische und jederzeit erreichbare Anlaufstation für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige.
Die fünf Verbände - das sind das Blaue Kreuz in Deutschland (BKD), Wuppertal, das Blaue Kreuz in der Evangelischen Kirche (BKE), Dortmund, die Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, Kassel, die Guttempler in Deutschland, Hamburg, und der Kreuzbund, Hamm.
85 Prozent aller Selbsthilfegruppen der Verbände werden als geschlechter-gemischte Gruppe angeboten. Wöchentlich besuchen ca. 85.000 Personen – mit 70 Prozent mehrheitlich Suchtkranke - eine der rund 5.000 Gruppen der fünf Verbände.
Gemeinsame Erhebungen
Eine Mitglieder- und Gruppenbefragung aus 2010 ergab, dass zurzeit etwa 45 Prozent der suchtkranken Gruppenbesucher/-innen nach einer stationären Therapie (Entwöhnungsbehandlung), 14 Prozent nach einer ambulanten Therapie und weitere 16 Prozent nach einer Entgiftungsbehandlung den Weg in die Gruppe fanden. Mehr als jeder fünfte Suchtkranke (23 Prozent) wurde allein durch den regelmäßigen Besuch der Gruppe abstinent.
Bei rund 87 Prozent der Suchtkranken stellt Alkohol das vorrangig konsumierte Suchtmittel dar. Sieben Prozent gaben an, mehrfachabhängig zu sein.
Die Zahlen belegen den Stellenwert, den die organisierte Sucht-Selbsthilfe in Deutschland einnimmt. Vielerorts verhelfen Selbsthilfegruppen der fünf Verbände der ambulanten und stationären Beratung und Behandlung zum nachhaltigen Erfolg, indem sie die Nachsorge und die Begleitung – auch der Angehörigen übernehmen. Sie bieten damit ein wichtiges, ehrenamtlich geleistetes Angebot innerhalb des Gesundheitssystems. Die Verbände und ihre Gruppen sind Ansprechpartner für Beratungsdienste, Behörden, Ärzte, Krankenhäuser, Betriebe und Kirchen. Die Gruppen motivieren Suchtkranke, begleiten Betroffene und Angehörige während der Therapie der Suchtkranken und engagieren sich in der Nachsorge für die ganze Familie. Das Angebot der Suchtselbsthilfe besteht also vor, während, nach oder anstatt professioneller Hilfemaßnahmen.
Die Verbandsorganisation ist über alle historischen und strukturellen Grenzen hinweg hilfreich für eine innovative und zeitgemäße Sucht-Selbsthilfe. Sie stabilisiert die Selbsthilfegruppen, gibt viele hilfreiche Impulse für die Arbeit in der Gruppe und unterstützt die ehrenamtlich tätigen Gruppen- und Verbandsverantwortlichen.
Projekte
Die Projekte der fünf Sucht-Selbshilfeverbände finden Sie in den weiteren Menüpunkten.
Lobbyarbeit
Die Bundesverbände arbeiten seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen. Sichtbaren Ausdruck findet diese harmonische Kooperation in gemeinsamen politischen Initiativen und Stellungsnahmen („Große und kleine Anfragen“ zu alkoholpolitischen Forderungen, Parlamentarische Abende, Unterschriftenkampagnen) sowie – seit Ende der 90er Jahre – in verbandsinternen und verbandsübergreifenden Pilotprojekten, die aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert und gefördert werden.
Die Projekte behandelten u.a. folgende Themen: „Sucht im Alter“, „Alkohol am Arbeitsplatz“, „Kinder aus suchtbelasteten Familien“, „Angehörige“ „Der Rückfall in der Sucht-Selbsthilfegruppe“ , „Aufsuchende Hilfen“ „Brücken bauen – Junge Suchtkranke und Selbsthilfe“ und "Sucht-Selbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung". Die beiden letztgenannten Projekte wurden in Kooperation aller fünf Verbände durchgeführt und sind damit ein lebendiges Zeugnis für das seit Jahrzehnten gute Füreinander und Miteinander.