Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung
Schwerpunkte Bewegen, Ernähren, Rauchfrei leben
Die Suchtselbsthilfe leistet in Deutschland anerkannte und unverzichtbare Arbeit in der Hilfe und Nachsorge für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige. Neben einer Vielzahl und Vielfalt von Gruppen werden Einzelberatungen und eine breite Palette weiterführender Aktivitäten im Bildungs- und Freizeitbereich angeboten. Sucht-Selbsthilfe als lebensnahes, alltagsorientiertes und langfristig begleitendes Unterstützungssystem ist besonders für Suchtgefährdete/Suchtkranke und deren (Familien-)Umfeld bei der Überwindung einer Suchterkrankung von unschätzbarer Bedeutung.
Die Angebotsstrukturen sind grundsätzlich auf Veränderungsprozesse - weg von der Sucht und hin zu einer abstinenten, zufriedenen Lebensführung - ausgerichtet. Oftmals fällt es Menschen jedoch schwer, ihren Lebensstil über das „notwendige Maß“ (Abstinenz vom Suchtmittel bzw. Veränderung des suchtbezogenen problematischen Verhaltens) hinaus zu verändern. Rauchen, Fehl- oder Mangelernährung, Bewegungsmangel, Stress und ungesunde Lebensrhythmen werden beibehalten. Die durch den Suchtmittelkonsum oder den andauernden Stress bedingten Schädigungen können langfristig negative Folgen für die Gesundheit, für das Wohlbefinden und die psychische Stabilität haben. Ändert sich der Lebensstil nicht, besteht erhöhte Rückfallgefahr in alte Konsummuster und Verhaltensweisen.
Diese Situation greift das Bundesmodell „S.o.G. - Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung“ auf. Ziel ist es, das Angebot und die Gesprächsthemen in den Gruppen um den Bereich Gesundheit zu erweitern, besonders um die körperliche. Die Arbeit der Sucht-Selbsthilfe geht über die unmittelbare Bewältigung der Sucht(mittel)problematik hinaus. Daher ist zur langfristigen Stabilisierung und zur positiven Veränderung des Lebensstils sowohl körperliche als auch psychosoziale Gesundheit von hoher Bedeutung. Mit den drei Arbeitsschwerpunkten 1. Leiblichkeit - Bewegung und Sport, 2. Gesundheitsbewusste Ernährung; 3. Tabakkonsum - Rauchfrei leben (Problematisierung des Rauchens und Angebote Tabakentwöhnung für „ausstiegswillige“ Raucher/innen) werden folgende Ziele für die Gruppenmitglieder angestrebt:
- Stärkung der Gesundheitskompetenzen und –ressourcen
- Frühzeitige präventive und korrektive Gesundheitsaufklärung
- Abmilderung/Prävention der sucht- und stressbedingten Gesundheitsrisiken
- Eigenverantwortlicher und nachhaltig orientierter Umgang mit Gesundheit
- Suchtrisiko- und rückfallminimierende Lebensgestaltung
- Förderung von Selbstwirksamkeitskräften
- Entwicklung bzw. Förderung eines positiven Selbstkonzeptes
- Längerfristige Implementierung eines umfassend orientierten Gesundheitsbewusstseins in der Suchtselbsthilfe
Gerade die lebenslange Gefährdung bzw. Betroffenheit Suchtkranker erfordert, dass die Angebote der Suchtselbsthilfe ressourcenorientiert ausgerichtet sind und mit positiv besetzten Aktivitäten und Visionen verbunden werden. Steigerung der Lebensfreude und -zufriedenheit, eine Lebensbalance für sich selbst zu finden, bestimmen dieses auf eine gesunde Zukunft ausgerichtete Projekt. Weg von dem ausschließlichen Blick zurück auf die Folgen der Abhängigkeitserkrankungen hin zu den aktuellen Anforderungen einer gesunden Lebensweise entsprechend der Salutogenese. Eine positive Werteorientierung und eine positive Zukunftserwartung fördern die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Menschen und wirken heilsam. Selbstwirksamkeit, Gestaltungslust und Selbstreflexion sind die Maximen aller Projektaktivitäten.
Das Modellprojekt ist über eine Laufzeit von 2 ½ Jahren angelegt (01.04.2008-30.09.2010) und wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Multiplikator/innen werden ausgebildet, um methodisch die Grundlagen von Motivationsentwicklung und -verstärkung zu vermitteln und die Themenkomplexe Ernährung, Bewegung / Sport und (Nicht-)Rauchen in die Arbeit der Verbände bzw. in die Arbeit der Gruppen vor Ort zu transportieren. Ein Praxisleitfaden für Gruppen und Arbeitskreise versetzt die ehrenamtlichen Kräfte in die Lage, wichtige gesundheitsbezogene Themen aufzugreifen.
Mit „Info-Briefen“ zu den Themen "Ernährung", "Bewegung" und "Rauchfrei" wird die Arbeit in den Gruppen optimiert und um einen weitreichenden gesundheitsbewussten Ansatz erweitert.
Das Projekt „S.o.G. - Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung“ hat das Ziel, die Genussfähigkeit der Teilnehmer/-innen zu fördern und mit Freude in positiver sozialer Verbundenheit zu lernen und sich zu erproben. „S.o.G.“ hilft den 75.000 Mitgliedern der Suchtselbsthilfe gesundheitsorientiert die eigene Lebensbalance zu finden.