Woher kommt eigentlich das Blaue Kreuz?
„Vor 40 Jahren saßen wir ehemaligen Trinker tief im Schmutz. Man verachtete uns, man betrachtete uns wie wilde Tiere; niemand liebte uns. Da kam Louis-Lucien Rochat. Er hat uns geliebt wie Freunde, er hat uns als Menschen angesehen, die man retten kann. Er hat begriffen, dass der Trinker kein verächtliches Wesen ist, sondern ein Unglücklicher, der Sympathie und Liebe braucht; und dieser Mann mit dem goldenen Herzen ist gekommen, um uns aus unserem Elend herauszureißen. Gott war es, der ihn gesandt hat!“
Dieser Text stammt aus einer Rede von Felix Dovat, gehalten am 13. Dezember 1917 auf der Trauerfeier anlässlich des Todes von Pfarrer Louis-Lucien Rochat, dem Gründer des Blauen Kreuzes.
Rochat rief im Herbst 1881 das Blaue Kreuz in Genf ins Leben, nur weniger Jahre nachdem Henry Dunant 1863 das Rote Kreuz, ebenfalls in Genf, gegründet hatte. Durch das Blauen Kreuz sollten „die Verwundeten der Trunksucht und des Wirtshauslebens“ Hoffnung erblicken. Er wählte die Farbe Blau, weil es damals in England bereits Abstinenzgruppen gab, die ein blaues Band als Symbol ihrer Enthaltsamkeit trugen.
Noch im Gründungsjahr hielt Pfarrer Rochat Ausschau nach weiteren Mitarbeitern und fragte unter anderem bei einem Mann aus Bern an, Pfarrer Arnold Bovet, der später eine wichtige Rolle bei der Gründung des Blauen Kreuzes in Deutschland spielen sollte. Pfarrer Bovet schreibt später über die Anfrage von Rochat: „Ich fühle mich gedrungen, Ihnen von ganzen Herzen für Ihre beharrliche Geduld zu danken, mit der Sie mich trotz meines anfänglichen Widerstandes um meine Mitarbeit gebeten haben. Dadurch haben Sie mich in eine Evangelisationstätigkeit eingeführt, in eine Arbeit der Seelsorge, durch die mein Leben ungemein bereichert worden ist und die mir gestattet, an der Ausbreitung des Reiches Gottes mitzuwirken … in Kreisen, die mir sonst unzugänglich geblieben wären.“
Die geschichtlichen Angaben sind entnommen aus: Klement, H.: Das Blaue Kreuz in Deutschland – Mosaiksteine aus über 100 Jahren evangelischer Suchtkrankenhilfe; Blaukreuz-Verlag Wuppertal, 1990, S. 12-14.