WAS IST SUCHT?

Das Wort Sucht an sich stammt etymologisch von dem Wort „siechen“ – also an einer Krankheit leiden. Sucht und Abhängigkeit werden synonym verwendet. „Sucht ist das nicht mehr kontrollierbare Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebnis- und Bewusstseinszustand“ – so lautet die offizielle Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Grundsätzlich kann jeder Mensch süchtig werden. Sucht kann sich auf den Umgang mit Substanzen, die Suchtpotenzial besitzen, beziehen. Zur Sucht kann darüber hinaus (fast) jede Form menschlichen Verhaltens werden (z. B. Arbeitssucht, Spielsucht, Sucht nach sexueller Befriedigung). Jede Sucht entsteht über den Prozess: Erfahrung – Wiederholung – Gewöhnung – Missbrauch – Abhängigkeit.

 

IST SUCHT EINE KRANKHEIT?

Am 18. Juni 1968 erkannte das Bundessozialgericht Alkoholismus als Krankheit in Deutschland an.

 

WAS SIND CHARAKTERISTISCHE KENNZEICHEN VON SUCHT UND ABHÄNGIGKEIT? WAS IST BEDENKLICH, WAS SCHON KRANKHAFT?

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der Weltgesundheitsorganisation spricht in ihrer noch nicht in Deutschland eingeführten 11. Version von „Sucht und verwandten Störungen“ (addiction and related disorders). Darunter versteht man zukünftig:

  • leichte (2-3 Kriterien von 11 erfüllt), moderate (4-5 Kriterien von 11 erfüllt) und schwere Störung (mind. 6 Kriterien von 11 erfüllt) von Substanzen mit Suchtpotential wie Alkohol, illegale Drogen, bestimmte psychoaktive Medikamente, Schnüffelstoffe etc.;
  • Verhaltenssüchte wie Glücksspielsucht und Computerspielsucht.

Dies sind die elf Kriterien:

  1. Wiederholter Substanzgebrauch, der zum Versagen bei wichtigen Verpflichtungen in der Schule, bei der Arbeit oder zu Hause führt.
  2. Wiederholter Substanzgebrauch in Situationen, in denen es aufgrund des Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann.
  3. Fortgesetzter Substanzgebrauch trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme.
  4. Toleranzentwicklung charakterisiert durch ausgeprägte Dosissteigerung oder verminderte Wirkung unter derselben Dosis.
  5. Entzugssymptome oder deren Linderung bzw. Vermeidung durch Substanzkonsum.
  6. Einnahme der Substanz in größeren Mengen oder länger als geplant.
  7. Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, den Substanzgebrauch zu verringern oder zu kontrollieren.
  8. Hoher Zeitaufwand für Beschaffung und Konsum der Substanz oder um sich von ihren Wirkungen zu erholen.
  9. Aufgabe oder Einschränkung wichtiger Aktivitäten aufgrund des Substanzkonsums.
  10. Fortgesetzter Konsum trotz körperlicher oder psychischer Probleme.
  11. Craving, das starke Verlangen nach der Substanz.

 

WELCHE FORMEN VON SUCHT BZW. ABHÄNGIGKEIT GIBT ES?

In der neuen Version 11 des ICD, das in den nächsten Jahren in Deutschland eingeführt wird, spricht man von Sucht und zugehörige Störungen. Vereinfacht kann man von zwei Formen sprechen:

  1. Stoffgebundene Abhängigkieiten: z. B. Alkoholabhängigkeit, Abhängigkeit von illegalen Drogen oder Medikamentenabhängigkeit;
  2. Süchtiges Verhalten: z. B. pathologisches Glücksspiel oder problematisches Computerspielen und Computerspielstörung (Gaming Disorder)

Eine Sucht entsteht nicht durch die Droge, sondern ist ein Produkt aus dem Zusammenspiel von der Art der Droge, individueller Persönlichkeit und Umweltbedingungen. (Vgl. Trias der Sucht nach Ladewig, 1973)

 

GIBT ES FÜR EINIGE MENSCHEN EIN HÖHERES RISIKO SUCHTKRANK ZU WERDEN?

Ja, es gibt Menschen, die ein höheres Risiko haben, daran zu erkranken. Es hängt nicht nur vom "Einstiegsalter", der Art der Droge, dem Verhalten oder dem Umfeld ab, sondern auch von der persönlichen Situation, beispielsweise:

  • wenig sozialer Zusammenhalt und kaum echte Freundschaften;
  • fehlende Regeln und Normen;
  • instabile Bindung zu den Eltern;
  • Frustration aufgrund dauerhaft schlechter Schulnoten;
  • geringe soziale, kognitive und emotionale Kompetenzen;
  • Missbrauchs- und Gewalterfahrungen;
  •  ...

Besonders Kinder, die in einer Familie mit suchtkranken Eltern(teilen) leben, müssen sehr gut auf sich achten. Klar lernen die betroffenen Kids auch ganz viel und sind zum Teil unglaublich verantwortungsvoll und kreativ. Aber durch die Überforderung, die Vertuschung, die fehlende Vorbildfunktion ... steigt eben auch das Risiko, selbst suchtkrank zu werden.

 

 

 

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