Geschichte des Ortsvereins Blaues Kreuz Würzburg
Im Sommer 1914 kam der Fabrikant Rauh aus Backnang nach Würzburg. Herr Rauh, ein überzeugter Christ, war nach Würzburg zum Militär einberufen worden und sah dort die Not, die durch Alkohol verursacht wird. Mit Herrn Möbus aus Martinsheim, den er kennen lernte gründete er das Blaue Kreuz in Würzburg. Es war ein mühsamer Beginn, doch das „Pflänzlein“ Blaues Kreuz Würzburg wurzelte und wuchs. Nach einem Bericht aus dem Jahre 1956 wurde zum Beispiel nach der Gründung des Vereins eine Verlosung durchgeführt, wozu man einen Saal in der Rosengasse anmietete. Mit dem Erlös aus der Verlosung wurden Stühle gekauft. Als Herr Rauh nach dem 1. Weltkrieg 1918 wieder nach Backnang zurückging, ging auch die Arbeit im Blauen Kreuz Würzburg zurück. Zunächst kam es zu einem Miteinander mit der Landeskirchlichen Gemeinschaft.
Im Jahre 1923 oder 1924 besuchte der Blaukreuz-Sekretär Lindenstraus Würzburg. Er sagte den Würzburger Blaukreuzlern: „Ihr bereitet Eure Stunden nicht gut vor. Ihr müsst Euch auch mehr Zeit zum Gebet nehmen“. In dieser Versammlung waren 7 Personen anwesend. Nun versammelte sich das Blaue Kreuz abwechselnd in Privatwohnungen. Einer der Blaukreuzler, Herr Hartmann, mietete einen Saal in einer Wirtschaft an der Ecke Mariengasse/Wallgasse, in dem die Versammlungen und Treffen durchgeführt wurden. Herr Hartmann war auch ein Bibelmissionar (Kolporteur) und hatte gute Kontakte zum Mutterhaus Hensoltshöhe in Gunzenhausen, wo er nach einer Diakonisse für das Blaue Kreuz in Würzburg anfragte. Am 05.02.1925 wurde Diakonisse Else Reichel in diese Arbeit gesendet. Zu dieser Zeit waren die Versammlungen noch in der Mariengasse. Später fanden diese im Luisen-Garten statt, wo der Saal auch von den Christlichen Pfadfindern mit genutzt wurde. Im 3. Reich wurden die Pfadfinder in den Nachrichtensturm der SA einbezogen, weshalb sich das Blaue Kreuz einen neuen Saal suchte.
In der Zeit vom 29.12.1928 bis 1941 waren in Würzburg 2 Diakonissen tätig, von denen 1941 eine für den Lazerettdienst freigestellt werden musste. Herr Kranz war in dieser Zeit Vorstand. Als er wegzog wurde zunächst Herr Grimm Vorstand und dessen Nachfolge trat Herr Höppel an. Das neue Zuhause des Blauen Kreuzes war in einem Saal in der Heynestraße, der von der Firma Vesel/Treibriemenfabrik gemietet war und am 16.03.1945 bei dem Fliegerangriff auf Würzburg mit zerstört wurde. Es gab auch einen Posaunenchor, dessen Instrumente, Noten und Liederbücher ebenfalls mit vernichtet wurden. Durch den Bombenangriff am 16.03.1945 schien das Blaue Kreuz ausgelöscht zu sein, da alle Mitglieder und Freunde verstreut auf den umliegenden Orten lebten. Aber im Laufe des Wiederaufbaues Würzburgs kamen die Blaukreuzler zurück. Die Versammlungen fanden bei Familie Preiß im Wohnzimmer statt. Schwester Marie Bosch war nach dem Krieg zur Stelle.
In den 50iger Jahren traf sich das Blaue Kreuz in der Luitpold-Kapelle. Am 01.04.1956 war noch eine weitere Diakonisse dazu gekommen, Schwester Frieda Krebs. Im Altenheim Haus Abendfrieden leistete die Oberschwester Friedericke Zollhöfer die Aufbauarbeit. Sie hatte ein "blaues Herz". Sie sammelte die Blaukreuzler wieder. Schwester Friedericke Zollhöfer war eine außergewöhnliche Frau voller Tatkraft im Vertrauen auf Gott. Sie kaufte die Baulücke Ottostraße 12, obwohl sie kein Geld hatte. Sie verstand es die richtigen kompetenten Leute für diesen Plan zu gewinnen. Sie plante dabei, dem Blauen Kreuz wieder eine Heimat zu geben. Gott hat dazu Ja gesagt und seinen Segen gegeben. Sie baute dabei die beiden nebeneinander liegenden Säle mit einer versenkbaren Wand mit der Erklärung: „Wenn das Blaue Kreuz einmal wachsen wird, dann soll Platz dafür da sein.“ Wie wir es erleben durften, hat Gott seinen Segen gegeben und diese Vision wahr gemacht. Diese versenkbare Wand kostete damals soviel wie ein Siedlungshaus. Und das alles trotz Geldmangel! Gott gab das Gelingen! So dass am 24.11.1957 der Saal in einer Feierstunde dem Blauen Kreuz zur Verfügung gestellt werden. Dazu kam auch die Wohnung im ersten Stock. 1957 hatte der Verein 11 Mitglieder und ca. 10 Personen im Freundeskreis. Betreut wurden damals 83 Suchtkranke. Die Schwestern machten auch viele Hausbesuche, 1956 zum Beispiel 1382 Hausbesuche und 126 Beratungen. Die Schwestern schieden aus Altersgründen aus und wurden wieder durch ältere Schwestern ersetzt. So kamen nach Würzburg nacheinander die Diakonissen Else Fauser, Elise Kentner, Hildegard Höhn und Betty Jörger. Schwester Betty Jörger blieb dann 12 Jahre in Würzburg. Schwester Betty verstärkte die Kontakte zu den Diakonischen Einrichtungen in Würzburg und den Kostenträgern. Sie pflegte einen guten Kontakt zum Diakonischen Werk und zur St. Stephans Kirche, sodass die Beratungsstelle des Blauen Kreuzes gleichzeitig die Beratungsstelle des Diakonischen Werkes wurde.
Seit 1978 sind wir in dem Verbund der Suchtberatungsstellen zwischen Diakonie / Blaues Kreuz, Caritas und der Stadt Würzburg. Die Mitglieder und Helfer wurden schon damals mit in die Arbeit einbezogen, was zunächst vor allem Besuchsdienst umfasste. In den Gebetsstunden wurde für die Ratsuchenden gebetet. Da Schwester Betty gesundheitlich sehr angeschlagen war, bekam Würzburg eine junge Schwester, Schwester Rosemarie Schmollinger, am 28.08.1964. Damit erweiterte sich das Angebot im Blauen Kreuz. Die Kinder- und Jugendarbeit begann zu wachsen. Die Frauenstunde hat es auch vorher schon gegeben. Die Gruppenarbeit blühte auf. 1967 übernahm Hans Peter Neudeck den Chor und leitete ihn mit großem Einsatz über 30 Jahre. Heute ist Cornelia Dimler die Leiterin des Singkreises. Schwester Betty hat bis zu ihrem Tode in Würzburg gearbeitet. Bis eine zweite Schwester genehmigt wurde war Schwester Rosemarie allein in Würzburg. So kamen nacheinander Schwester Beate Beyhl und Hannelore Grieb ins Blaue Kreuz Würzburg. Schließlich kam Schwester Anni Blues am 06.10.1986 zu uns. Schwester Emma Link dürfen wir aber auch nicht vergessen, die zu uns in ihrem Ruhestand (vom 70. – 91. Lebensjahr) kam. Sie hat sich ganz in die Arbeit eingegliedert und durch Telefondienst, Gesprächen mit Besuchern, Begrüßung der Besucher zu den Veranstaltungen und Hilfe im Haushalt. Sie ist eine treue Beterin gewesen. 1959 wurde das Ehepaar Klaus und Christel Schimmelschmidt Mitglied im Blauen Kreuz. Herr Schimmelschmidt übernahm von 1974 bis 2001 das Amt des 1. Vorsitzenden und ist jetzt Ehrenvorsitzender. Sein Nachfolger wurde Herr Hans-Jürgen Demuth, der am 1. April 2005 von Herrn Aschrich als 1. Vorsitzenden abgelöst wurde. Ab September 2009 war Frau Herta Aschrich die 1. Vorsitzende. Im Jahr 2003 gestaltete sich ein Umbruch in der Beratungsstelle und damit auch im Blauen Kreuz. Schwester Anni Blues zog im März 2003 zu ihrer erkrankten Mutter, wodurch es notwendig wurde, die Stelle neu zu besetzen.
Ab 2004 wurde die Leitung der Beratungsstelle mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter neu besetzt. Schwester Rosemarie übernahm nach Vollendung ihres 65. Geburtstages die Aufgaben des Ortsvereins. Im August 2006 erfolgte der Umzug der Beratungsstelle in die Martin-Luther-Straße 5b in Würzburg. Schwester Anni Blues begann im August 2007 wieder in der Beratungsstelle mit zuarbeiten. Ab dem 1. März 2009 wurde die Psychosoziale Beratungsstelle vom Blauen Kreuz Wuppertal übernommen und befindet sich mittlerweile in Würzburg, Haugerring 8, in anderen Räumen. Der Ortsverein des Blauen Kreuzes befindet sich seit 1. März 2009 ebenfalls in der Martin-Luther-Straße 5b in Würzburg.
Die Geschichte des Blauen Kreuzes geht weiter: Am 1. Juni 2014 feierte das Blaue Kreuz Ortsverein Würzburg sein 100jähriges Bestehen. Es war ein schöner Gottesdienst zu diesem Jubiläum in der St. Stephanskirche in Würzburg. Zu diesem Ereignis kamen viele Besucher und Blaukreuzler aus Würzburg und der Umgebung. Es war ein schönes Fest und wir sind dankbar, dass das Blaue Kreuz schon 100 Jahre in Würzburg besteht.
Die beiden Schwestern, Anni Blues und Rosemarie Schmollinger waren bis Ende März 2016 im Ortsverein tätig und machten Beratungen und missionarische Tätigkeiten. Sie wurden mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. - Stephanskirche in Würzburg in ihr Mutterhaus Hensoltshöhe verabschiedet.
Die Gruppenarbeiten werden von Ehrenamtlichen des Blaues Kreuzes geleitet.