Berichte
Motivationstag 2019
- Die heilende Wirkung von Geschichte und Geschichten
Hückeswagen Samstag 07.09.2019 / 07:00
Der Regen motiviert mich nicht so, wie es für diesen Tag angemessen wäre. Mein Plan war mit dem Rad nach Solingen zum Motivationstag des Landesverband Rheinland zu fahren. Die Aussicht mich über 25 km entweder vom Regen durchnässen zu lassen oder unter dem Regenzeug so zu schwitzen, daß mich empfindliche Nasen anrümpfen könnten, lies mich den Aufruf meines Weckers ignorieren und wieder in unruhigen Schlaf fallen.
Noch am Vorabend hatte ich die Route berechnet und versucht mich auf die Abfahrtzeit von 08:00 zu programmieren. Jetzt ist es bereits 08:15 und ich bin alles andere als abfahrbereit. Auch mein kurzer Check der öffntlichen Verbindungen bringt mich nicht nach vorn, denn mit Bus und Bahn wäre ich nie vor 12:00 am Balkhauser Kotten.
Natürlich kommt es mir kurz in den Sinn mich einfach aus der Affäre zu ziehen indem ich mich wegen irgendwelcher Befindlichkeiten entschuldige, aber das wirklich nur kurz.
Es ist kein Pflichtgefühl, das mich viel zu spät aber entschlossen starten lässt. Es ist der Wunsch den Konsequenzen ins Auge sehen zu wollen und nicht zu riskieren, daß mir unangenehme Gefühle in der nächsten Woche wieder bis in die Träume folgen.
Auf der Fahrt verändert sich meine Stimmung dann bei jeder Kurbeldrehung. Sie gleicht dem Wetter: Zwar noch nass und grau vom Regen, doch es liegt schon ein Hauch Sonne und Zuversicht in der frischen Morgenluft.
Als ich Schloss Burg passiere, kommen in mir natürlich die Erinnerung an den Motivationstag 2017 auf. Erinnerungen an Sonne, Kostüme, Spiele und interessante Begegnungen.
Damals sind wir bewußt in andere Rollen geschlüpft und konnten uns so in einer ungewohnt befreiten Art begegnen. Heute, zwei Jahre später soll ich wohl üben mich in meiner eigenen Rolle zu behaupten und meine Fehler wie meine notorische Unpünktlichkeit liebevoll anzunehmen.
Nach einer traumhaften Waldpassage, teilweise entlang der Wupper, komme ich an meinem Ziel an. Noch in der Hoffnung mich irgendwie „dazwischenmogeln“ zu können, schiebe ich mein Rad auf den Hof wo die Teilnehmer bereits in großem Kreis in der Vorstellungs- / Begrüßungsrunde sitzen. War also nix mit dazwischenmogeln.
Natürlich kenne ich den größten Teil der Teilnehmer die einzelnen Blickkontakte, die zur Begrüßung gewechselt werden, geben mir etwas Sicherheit. Ich versuche die Runde nicht zu stören, aber auch mein Zu-Spät-Kommen nicht zu verbergen. Suche mir einen Platz und setze mich in die Runde.
Ich verstehe schnell, daß die Vorstellungsrunde aufgelockert werden soll, indem jeder Redner seiner „Geschichte“ etwas hinzudichten darf und die Gruppe diese „Unwahrheit“ aktiv erraten soll. Ein interessanter Gedanke. Wie oft habe ich bei Unpünktlichkeiten kleine Unwahrheiten hinzugedichtet um meine Verspätung zu dramatisieren und als unausweichlich darzustellen. Immer gespannt und ängstlich ob nicht doch einer der Zuhörer die Geschichte entlarvt. Heute in dieser Runde wird aus diesem wahrscheinlich gar nicht so seltenen Verhalten ein Spiel gemacht an dem alle ihre Freude haben.
Ich spüre, wie die Anspannung mehr und mehr von mir abfällt und ich dem Spiel folge. Suche nach einer Geschichte, die ich meiner Vorstellung hinzufügen kann, sollte ich tatsächlich noch an die Reihe kommen. Vielleicht habe ich ja Glück und sitze in dem Teil der Runde der seine Vorstellung schon hinter sich hat.
Wie befürchtet gibt es in den Gesprächsrunden des blauen Kreuzes sehr aufmerksame Teilnehmer. Natürlich werde ich aufgefordert meine „Geschichte“ zu erzählen. Schnell stammle ich meinen Namen und Herkunftsort gefolgt von einer schwachen Entschuldigung für meine Verspätung und dem Zusatz, dass es zu meinen Hobbys gehört im Wald Wurzeln, Tannenzapfen und ähnliche Kleinigkeiten zu sammeln um meine Feunde und Verwandten zum Geburtstag oder Weihnachten mit kleinen selbstgemachten Kunstwerken zu beschenken, die ich aus diesen Funden bastle. Meine „Lüge“ wird natürlich schnell enttarnt.
Nach der Vorstellungsrunde geht das dann recht schnell über zur Führung durch den Balkauser Kotten.
Die Führung übernimmt Andreas Müller der als Kurator des Museums mit sehr vielen Informationen zum Kotten, seiner Blütezeit und den geschichtlichen Gegebenheiten im bergischen Land glänzt. Doch neben all den Informationen, die durch anschauliche Exponate verdeutlicht und spürbar werden, kommt noch etwas anderes rüber. Er scheint diesen Kotten wirklich zu lieben. Seine Erzählungen haben nichts mit verklärter Industrieromantik zu tun, denn zu klar schildert er die Höhen und Tiefen des Kottens, die eng mit der Rüstungsindustrie im 17ten Jahrhundert verknüpft waren, die gesundheitlichen Belastungen und Entbehrungen der Arbeiter und den Verfall als der Kotten keinen Ertrag mehr abwirft. Doch ich höre auch Stolz und Achtung vor der Arbeit der Handwerker und ihren Frauen, die als Lewerfrauen maßgeblich am Erfolg des Kottens beteiligt waren. Höre Geschichten über die Restaurierung und Erhalt in der Neuzeit, die deutlich werden lassen, daß auch hierin viel Arbeit, Schweiß und Tränen stecken.
Ja, es ist der ehrliche und ungeschminkte Umgang, der mich beeindruckt und an meine eigene Geschichte erinnert. Wie gerne wäre ich so ein Kotten, der mit seiner gesamten Vergangenheit, seinen Höhen und Tiefen und seinen Fehlern einfach erhalten und geliebt wird - einfach weil er Teil der Geschichte ist.
Die anschließende gemeinsame bergische Kaffeetafel findet in sehr vertrauter, ja familiärer Atmosphäre statt. Wir sitzen dicht gedrängt im kleinen Foyer des Kottens zusammen und der Raum ist voll mit einzelnen Tischgesprächen. Durch die geöffnete Tür zieht es kalt und feucht. Es fühlt sich an wie eine Brotzeit oder Pausenvesper unter Arbeitern. Ich spreche mein Tischgebet still und allein, obwohl ich mich später sicher wieder über mich selbst ärgere mich nicht hingestellt zu haben und alle Gäste zum Gebet einzuladen. Naja, vielleicht im nächsten Jahr.
Nach dem Essen ist das Wetter sehr schön aufgeklart. Es gibt die Möglichkeit sich einer Wandergruppe anzuschliessen oder am Kotten zu bleiben und dort bei einem Kaffee die Ruhe zu geniessen. Ich entscheide mich für Letzteres und suche das Gespräch.
In diesem Jahr haben wir uns von Seiten des Landesverbandes entschlossen, neben den Gruppenleitern auch die Teilnehmer / Absolventen der Suchthelferlehrgänge direkt anzusprechen und zum Motivationstag einzuladen. Das funktioniert nur mit etwas Aufwand, denn die Daten der Teilnehmer sind dem Landesverband nicht zugänglich. Die Einladung wird also über die Bildungsreferenten an die Teilnehmer weitergeleitet. Andrea Schmidt war etwas enttäuscht über die geringe Resonanz bei den Teilnehmern, doch ich finde eine Beteilung von über 10 % beim ersten Rundschreiben durchaus ermutigend diesen Weg im nächsten Jahr wieder zu so gehen.
Nach der Rückkehr der Wandertruppe bedenkt mich ein Teilnehmer mit einem beachtlichen Vorrat an Wurzeln, Ästen und Tannenzapfen und der lächelnden Aufforderung: „Damit Du was zum Basteln hast“. Ich kann nicht anders und muss Schibby einfach umarmen. Zwar murmle ich nur etwas davon, dass ich die Sachen auf dem Fahrrad nicht transportieren kann, bin aber zutiefst gerührt und schlucke mehrfach um meine Tränen im Zaum zu halten.
Da ist es wieder, das Gefühl von Familie, der Grund warum ich Mitglied im blauen Kreuz bin.
Die Abschlussrunde im Foyer wird von Angela Kossok im Rahmen einer kleinen Andacht und Ansprache eingeleitet, von Gerd Greifenstein mit einer Verabschiedung und von beiden gemeinsam als Organisatoren der Veranstaltung mit der Verteilung eines kleinen Präsentes abgeschlossen. Dieses Zöpken ist seitdem Bestandteil meiner Fahrradausrüstung.
Das einfache Messer ist praktisch, leicht, schön und wird mich auf meinem weiteren Weg an diesen Tag erinnern.
Dieser Tag der so unmotiviert begann, Gefühle der Unsicherheit hochbrachte, mich über Geschichte und Geschichten nachdenken, mich Gemeinschaft spüren lies, endete dann so sonnig, dass ich auf der Rückfahrt vor Schloss Burg eine Pause machen musste um mein Regenzeug einzupacken. Auch auf der Rückfahrt glich meine Stimmung wieder dem Wetter – Sonnig und warm fühlte es sich an.
Danke Herr für diesen Tag.
Die Familie leidet am meisten unter der Sucht
© Michael Kremer
Zwei Angehörige berichten, wie das Blaue Kreuz in Solingen sie unterstützt hat.
Von Michael Kremer
Sie teilen das gleiche Schicksal: Erika Jansen und Christiane Krone haben es erleiden müssen, mit einem alkoholabhängigen Ehemann verheiratet zu sein. Hilfe haben beide beim Blauen Kreuz gefunden – mit einem Unterschied. Während der Ehemann der 62 Jahre alten Christiane Krone seine Sucht als Krankheit akzeptiert hat und mit ihr die Gruppenabende besucht, ist die zehn Jahre ältere Erika Jansen allein dorthin gegangen. Sie hat sich später von ihrem Mann scheiden lassen.
Ihr Leidensweg als Angehörige weist weitere Parallelen auf. Beiden ist der übermäßige Alkoholkonsum ihrer Ehemänner erst nach einigen Jahren aufgefallen. „Man nimmt es anfangs einfach nicht richtig wahr“, erzählt Krone: „Vor allem, weil er nicht bösartig geworden ist.“ Viele Jahre habe ihr Ehemann seine Sucht auch vor ihr verheimlichen können. Eskaliert sei es dann ausgerechnet an ihrem 60. Geburtstag, als der Ehemann zweimal volltrunken zusammengebrochen sei.
Dieses Ereignis brachte die Familie auf den Plan. Mit den Kindern wurde das Thema angesprochen. Der einsichtige Ehemann konnte dabei sogar erklären, wie es dazu gekommen sei. Nach gesundheitlichen Problemen sei er berufsunfähig gewesen und habe sich deshalb wertlos gefühlt, er sei sogar depressiv geworden. Die Einsicht allein reichte aber noch nicht aus, sich Hilfe zu suchen. Erst die Drohung der Kinder, dass er seine Enkel nicht wiedersehen würde, bis seine Sucht überwunden sei, führte zum Gang zum Blauen Kreuz.
„Die Erkenntnis, welche Probleme er in der Familie verursacht, ist ihm erst im Gespräch mit den Kindern bewusst geworden“, erzählt Krone rückblickend. Dieses Bewusstsein habe sich bei ihrem Ex-Ehemann nicht eingestellt, berichtet Jansen. Auch bei ihm sei der Alkoholkonsum mit den Jahren stetig gewachsen. „Als wir eine neue Küche eingebaut haben, wollte er dort unbedingt eine Bierzapfanlage haben“, erzählt sie. Anfangs hätte ein 30-Liter-Fass noch zwei Monate gehalten. „Dann nur noch einen Monat, einen halben Monat und schließlich nur noch eine Woche“, erzählt sie. „Und dann kam der Wodka hinzu.“
Schlaflose Nächte aus Angst vor Übergriffen
An diese Zeit denkt Erika Jansen nicht gern zurück. „Ich konnte aus Angst vor Übergriffen nachts nicht mehr schlafen“, erzählt sie von ihrer Leidenszeit. Darauf angesprochen habe ihr damaliger Ehemann alles verleugnet. „Er wusste am nächsten Morgen nicht einmal mehr, was in der Nacht passiert ist, was er angerichtet hat“, sagt die 72-Jährige. Als sie ihm daraufhin den Alkoholkonsum gänzlich verbot, habe er dies nicht akzeptieren wollen und sei ausgezogen. Von einem Bekannten erfuhr sie schließlich, dass das Blaue Kreuz auch Angehörigen von suchtkranken Menschen hilft. „Es war gut, darüber reden zu können“, erzählt Jansen von ihren Erfahrungen. „Darum ist es wichtig, dass auch Angehörige zu den Treffen kommen“, sagt Willi Klapper, Vorsitzender des Ortsvereins Solingen im Blauen Kreuz. „Das sind diejenigen, die am meisten leiden“, weiß Krone aus Erfahrung.
Das Schicksal verbindet Christiane Krone und Erika Jansen nicht nur in den erlittenen Leiden, es führt die zwei Frauen auch in ihrem Vorhaben zusammen, die beim Blauen Kreuz erhaltene Unterstützung selbst anbieten zu können. Beide wollen sich dort in der Angehörigenarbeit engagieren. Christiane Krone beginnt noch in diesem Jahr eine Ausbildung zum Freiwilligen Suchtkrankenhelfer, Erika Jansen im kommenden Jahr.
BLAUES KREUZ
SELBSTHILFEGRUPPEN Die Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und Angehörige trifft sich montags und donnerstags ab 19 Uhr in der Stadtmission, Brühler Straße 60, sowie freitags in Ohligs, Nippesstraße 2. Eine Gruppe für Alkoholkranke trifft sich dienstags ab 19 Uhr in der Oststraße 32. Mittwochs ab 19 Uhr trifft sich eine Gruppe für Suchtkranke und weibliche Angehörige in der Goerdelerstraße 72. Die Gruppen sind offen für alle Hilfsbedürftigen. Ein Erstkontakt unter Tel. 2 30 75 75 ist ratsam
Willi Klapper ist Vorsitzender des Blauen Kreuzes Solingen, das Erika Jansen (l.) und Christiane Krone in schweren Zeiten geholfen hat.
Eine "heiße Sache"!!!
Am 30. Juni 2019 befand sich halb Deutschland in Schwimmbädern, Baggerseen oder in einer schattigen und wasserreichen Umgebung. Das Thermometer kletterte an diesen Tag fast an die 40° Celsius – nicht Fahrenheit.
Das hielt rund 45 Freunde des Bogenschießens aus dem Blauen Kreuz Rhld. nicht davon ab, ihr neuntes Turnier durchzuführen. Silvio Griesert und sein bestens aufgelegtes Team von der BG Radevormwald, hatten bei diesen äußeren Bedingungen dafür gesorgt, dass wir so viel Schatten wie möglich bekamen. Dazu passte die perfekte Organisation mit Essen und vor allen Dingen mit Erfrischungsgetränken.
Wir konnten sie (natürlich den Wasserbestand betreffend) nicht trockenlegen. Das gilt auch für die Schmankerln vom Grill zur Mittagspause und die tollen Salate dazu. An dieser Stelle, möchte ich dem „Team Grillhütte“, meinen Respekt zollen und einen besonderen Dank aussprechen. Hier herrschten am Grillrost Temperaturen, die einer gut gehenden Schmiede entsprachen: Ihr wart da nicht zu beneiden !
Soviel vorab.
Nach der Begrüßung durch Gerd Greifenstein vom BK LV Rheinland folgte eine Andacht und ein Gebet passend zu unserer Veranstaltung. Und jetzt ging es mit Pfeil und Bogen zur Sache. Mit einem gepflegten Einschießen, legten wir in sieben Bogenschießen-Teams los. Dabei vermissten wir dieses Jahr die Gruppe aus dem BK Zentrum in Wuppertal, die gerade ihren Umzug zuhause abwickelten. So waren die Teams (BG Radevormwald mit zwei Gruppen, Patientengruppe CvK-Haus, das humorvolle
Team aus den BG Neuss & Hückeswagen, die Mixed Frauengruppe mit Ersatzmann und zwei aufgeteilte Gruppen vom BK Solingen) vertreten.
Das Turnier wurde also nicht streng durchgeführt und mit Kleinlichen Regelwerk belastet: „Einfach Spaß haben“ ohne Leistungsdruck. Alle Teilnehmer konnten insgesamt Neun mal ihre acht Pfeile auf die Zielscheiben schießen. Am Ende wurden die Ergebnisse von allen Bogenschützen zusammengerechnet und daraus die Sieger ermittelt.
Es zeichnete sich schon früh ab, dass die Teams aus Rade auch dieses Mal nicht einzuholen waren und sie machten die ersten Plätze unter sich aus. Das soll nicht bedeuten, dass die anderen Blau Kreuz Teams schlecht drauf waren – im Gegenteil.
Im Laufe der Zeit hat sich der Bogensport im BK Rheinland etabliert, die Teams und ihre Bogenschützen haben sich positiv entwickelt, was auch auf verbesserte Trainingsmöglichkeiten zurück zu führen ist. Dieser Sport ist für uns Suchtkranke bestens prädestiniert.
Das wurde auch bei der Siegerehrung deutlich, wo dieses Mal nicht die Teams mit einem Pokal geehrt wurden, sondern die drei besten Bogenschützen erhielten die begehrten Pokale.
Da brauchte es keine Worte, dass sah man an den Gesichtern wie gut das tat – für das Selbstvertrauen und mit einem Wink an das Belohnungssystem im Kopf.
Die neun Durchgänge mit Pfeil und Bogen im Turnier forderten ihren Tribut - wir waren da schon alle etwas platt. Da nützten jetzt auch die schattigsten Oasen im Gelände nichts mehr.
Gerd Greifenstein verabschiedete uns vom Turnier mit den Aussichten und Ideen für das nächste Turnier im Jahr 2020. Dann steigt die 10. Auflage des Bogenschieß-Turnier und ich weiß, da möchte ich unbedingt dabei sein !
Uwe Drath
Ein Leben lang dem Blauen Kreuz verbunden….
An ein Leben ohne die Suchtkrankenhilfe kann sich Willi Klapper kaum noch erinnern. „Ich bin ins Blaue Kreuz hineingeboren“, sagt der 68-jährige Solinger. Schon seine Eltern waren dort Mitglied. Mit zehn Jahren hat er die Kindergruppe des Ortsvereins besucht, mit 14 Jahren ist er selbst Mitglied geworden. Hat seine Jugendzeit im Jugendkreis vom Blauen Kreuz Solingen + Wuppertal verbracht.
Später ist der verheiratete Vater von vier Kindern dann „in den Vorstand reingerutscht“ und hat lange Jahre die Vereinskasse verwaltet, sowie war in der Jugendarbeit des Ortsvereins tätig. Vor 25 Jahren hat er schließlich den Vorsitz übernommen.
Lesen Sie dazu nachstehenden Artikel…. Wochenpost 24.02.2019
Begegnungsgruppe Radevormwald setzt Masstäbe
Am 10.06.2018 startete das alljährlich, durch den Landesverband Rheinland ausgerichtete, Bogenturnier bei bestem Wetter und Stimmung auf dem Gelände der Fachklinik Radevormwald.
Die gastgebende Begegnungsgruppe Radevormwald brillierte wieder einmal durch perfekte Vorbereitung des Materials und die allseits geschätzte Verpflegung.
Nach kurzer Begrüßung und Einleitung durch den 2. Vorsitzenden des Landesverbandes Rheinland, Gerd Greifenstein und einer kurzen Andacht, gelesen von Ursula Eberlein, starteten insgesamt 55 Teilnehmer in 8 Mannschaften zum Einschießen auf dem Bogengelände der Fachklinik Radevormwald.
Hier zeigte die BG Radevormwald wieviel Potential in diesem Turnier noch steckt. Kurzerhand ist es der Gruppe um Silvio Griesert gelungen neben der historisch erfolgsverwöhnten Mannschaft der Begegnungsgruppe, zusätzlich eine Damenmannschaft, eine zweite Patientenmannschaft und eine „Lucky-Loser-Mannschaft“ aufzustellen. Dies ließe die einfache Berechnung zu, daß bei 8 Mannschaften à 10 Personen (OV Solingen startete mit 9 Teilnehmern) insgesamt 80 Teilnehmer zum Qualifikationsschießen starten könnten. Wohlan, liebe Gruppen – Da geht noch was!!!
Dass Radevormwald nach wie vor die Hochburg des Bogenschießens im Einzugsgebiet des Landesverbandes Rheinland ist, und wohl auch bleiben wird, zeigte die schon fast gewohnte Rangverteilung nach dem Wertungsschießen. Dieses wurde in 5 Durchgängen mit 6 gewerteten Pfeilen durchgeführt. Die BG Radevormwald belegte verdient den 1. Platz und stellte fast schon selbstverständlich den besten Einzelschützen. Auch die frisch gegründete Damengruppe konnte zeigen, was in Radevormwald so alles möglich ist. Hier bewährte sich die beste Einzelschützin des Tages für die Urkunde.
Doch auch die anderen Gruppen schlugen sich nach Kräften und kämpften wacker um ihre Plätze. Der OV Solingen, in diesem Jahr geschwächt durch das Fehlen bewährter Schützen wie Uwe Draht und Willi Klapper, stürmte mit nur 81 Punkten hinter der Rader Herrenmannschaft das Siegertreppchen, knapp gefolgt von den Rader Damen.
Die Stimmung auf dem Gelände war während des gesamten Turniers sehr entspannt und lud fast jeden Schützen oder Gast zu Gesprächen oder Imbiss ein. Der Ein- oder Andere ließ es sich nicht nehmen, bei strahlendem Sonnenschein sogar ein Mittagsschläfchen unter freiem Himmel zu halten.
Gemeinsam echt stark zeigten sich alle Teilnehmer bei der Siegerehrung und Urkundenverleihung. So konnte Siegfried Heinrich die Urkunde für die letztplatzierte Mannschaft Neuss / Hückeswagen mit einem Lächeln entgegennehmen und auch den gut gemeinten Rat „Üben – Üben – Üben“ gelassen annehmen. Denn tatsächlich hat die BG Hückeswagen eine gute Kooperation mit der BG Radevormwald aufnehmen können, um die wunderbaren Trainingsmöglichkeiten auf dem Klinikgelände vielleicht auch über das Jahr nutzen zu können. Denn klar ist: Drei Trainingseinheiten vor dem Turnier können nicht reichen, um einen anderen, als den letzten Platz zu belegen.
Bilder: Gerd Greifenstein /
Text: Michael Buchner
Mein Brief an die Gruppe so wie ich sie verstehe
Liebe Begegnungsgruppe Hückeswagen,
heute, aus Anlass der Feier deines 10. Geburtstages, möchte ich ein paar sehr persönliche Worte an dich richten.
Wie auch in anderen Beziehungen liegen meine Emotionen zu dir teilweise sehr versteckt und sind vermischt mit alten Erfahrungen. Die richtigen Worte zu finden ist sehr schwer. Einen Brief zu schreiben hilft vielleicht meine inneren Verstrickungen und Knoten zu entwirren.
Es war keine Liebe auf den ersten Blick, als wir uns vor mehr als 3 Jahren trafen.
Du wurdest mir verordnet, von Menschen die sich mit meiner Krankheit auskennen und denen ich vertraue.
Du warst mein Medikament. Gut erreichbar, leicht verfügbar, klar dosiert auf eine Einheit in der Woche und dazu noch umsonst wie das lebendige Wasser.
Ich nahm dich wahr als die Summe der Gesichter und Geschichten denen ich an den Montag-Abenden begegne.
Schnell begriff ich, dass dem Teilen in der Gruppe ein besonderer Zauber innewohnt. Geteilter Schmerz wird weniger und geteilte Freude vermehrt sich. Betroffenheit schafft Nähe. Ehrlichkeit erleichtert und befreit.
Deine Rituale und Regeln waren mir bekannt und gaben mir Sicherheit.
Du empfingst mich in den Räumen einer Kirche, trägst das Kreuz in deinem Wappen und es gab bei dir immer Raum und Zeit für ein Gebet. Ich fühle mich bei dir geborgen und beschützt.
Doch oft war es nur Disziplin und die Verantwortung gegenüber meiner Erkrankung die mich aufrafften dich zu besuchen. Auch spürte ich nach unseren Treffen fast immer das das Gefühl der Erleichterung. Du warst eben mein Medikament.
Es hat seine Zeit gedauert dich in all den Facetten zu erkennen, die ich heute an dir schätze und genieße:
Du lässt mich üben meinen Alltag bewusst wahrzunehmen um meine Gefühle mit konkreten Situationen zu verknüpfen, damit ich etwas habe, daß ich mitteilen kann, an diesen Montag-Abenden.
Du schenkst mir Antworten auf so viele Fragen, die ich teils schon sehr lange in mir trage, sei es durch die Reaktionen der Menschen am gleichen Abend oder durch Fortbildungen und Begegnungen die ich als Mitglied des blauen Kreuzes wahrnehmen darf.
Du hast mich spüren lassen wie glücklich und neugierig es macht gemeinsam Gäste zu begrüßen und wie sich die Hoffnung anfühlt, dass der ein oder andere wiederkommt oder sogar länger bleibt.
Doch Du lehrst mich auch die Trauer und den Schmerz ganz ohne Alkohol auszuhalten, wenn jemand fort bleibt, der wichtig geworden ist, oder eine der Geschichten mich tief berührt und das Leid mich innerlich bewegt.
Du hast mir gezeigt, daß unsere Beziehung auf Augenhöhe ist, denn wir brauchen einander um tatsächlich zu existieren. Du beschenkst mich reich, doch auch ich sorge durch meine Teilnahme dafür, daß es dich geben kann.
Und genauso möchte ich abschließen, liebe Gruppe Hückeswagen - auf Augenhöhe.
Vielen Dank für all die Geschenke die ich bei dir und durch dich empfangen durfte und darf, ich bleibe ganz sicher mit Freude bei dir und bin sogar ein wenig stolz mich zu bekennen und dazu zu gehören.
Gemeinsam mit den anderen bin ich gespannt auf neue Gesichter und Geschichten auch wenn sie oft voller Leid und Trauer sind, denn ich kenne ja den Zauber des geteilten Leides und der vermehrten Freude, der für jeden bereit steht, der sich ein wenig öffnen kann. Denn Du bist für jeden ein zuverlässiges und wirksames Medikament.
Manchmal spüre ich sogar etwas ganz Besonderes in diesem Kreis von mehr als zwei Menschen die sich in den Räumen einer Kirche treffen unter dem Zeichen des Kreuzes. Ich glaube es ist für Jesus nicht so wichtig, daß dieses Kreuz blau ist.
Heute bist Du für mich so viel mehr als nur ein Medikament oder die Summe der Gesichter. Du bist ein Teil meines Lebens, in dessen Mitte ich weiter befreit leben und lernen möchte.
Ich freue mich auf Montagabend
Michael